Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt!
Magda Graubner zog ein Gesicht, daß man hätte meinen können, nicht Weihnachten steht vor der Tür, sondern eine ihr wenig genehme Überraschung habe sich angekündigt. »Schaff mir das Bankert aus den Augen«, sagte sie in einem Tonfall, daß Gerti Feller zusammenzuckte. Gerti war die Jungmagd des Graubner-Hofes, auf dem die Magda ein hartes Regiment führte, wofür sie weithin bekannt war. Neben Gerti saß ein kleines Mädchen, es mochte zwölf oder dreizehn sein, das sich fest an Gerti drückte und die Magda ängstlich ansah. Lisa, so hieß das kleine Mädchen, war am Morgen plötzlich in der Küche gestanden und hatte Gerti, die zu dem Zeitpunkt alleine dort war, einen Brief entgegengestreckt. Auf dem Briefumschlag stand in schwungvoller Schrift der Name Magdalene Graubner – Graubnerhof in Hinterjoch und Gerti hatte den Brief der Magda beim Mittagessen gegeben. »Was ist das?« hatte die gefragt. »Ein Brief…!« »Das seh' ich selbst.« »Ein kleines Madel hat den Brief bei sich gehabt.« »Ja und?« »Dein Name steht auf dem Umschlag.« Daraufhin hatte sich Magda den Umschlag angesehen, doch entgegengenommen hatte sie ihn nicht. »Mach ihn auf und lies, was drinnen steht«, hatte sie gesagt, wobei sie überaus ärgerlich dreingesehen hatte. Das kleine Mädchen war zu dem Zeitpunkt mit Toni, der für alle Arbeiten mit dem Vieh zuständig war, im Stall, um sich die beiden Haflinger-Pferde, die Kühe und das andere Viehzeug anzusehen. Gerti nahm ein Messer aus der Schublade, öffnete den Umschlag und nahm den Briefbogen heraus. »Und?«