"Es gibt zahllose schlechte Gedichte, man liest sie täglich in Feuilletons, Anthologien und hĂśchst ĂźberflĂźssigen Verlagsprodukten, aber derart gekonnt schlecht dichten, das vermochte nur Friederike Kempner â in anderen Worten: sie ist einzigartig." (Autor Michael Schulte)
Friederike, die 1836 in Posen als Tochter jĂźdischer Eltern geboren wurde und später mit ihren Eltern nach Schlesien Ăźbersiedelte, arbeitete als Krankenpflegerin, engagierte sich immer wieder karitativ und verbrachte einen groĂen Teil ihrer Zeit damit Bittbriefe zu schreiben. Zum Beispiel an Kaiser Wilhelm I., dem sie die Einrichtung von Leichenhäusern vorschlug, damit kĂźnftig keine Scheintoten mehr bestattet wĂźrden. (Ein Problem, das im 18.und 19. Jh. auch Menschen wie J.W. Goethe oder E. A. Poe sehr erregte.) Neben all diesen ernsthaften Beschäftigungen fing Friederike Kempner mit etwa 30 Jahren â natĂźrlich ebenfalls ernsthaft â an zu dichten. Zu unser aller GlĂźck. StĂźrmisch ist die Nacht, Kind im Grab erwacht: 'Mutter, wo bist Du?' Ăberall ist's zu. Endlich stirbt das Kind, Froh die Engel sind!'
Michael Schulte, geboren 1941 in MĂźnchen, ist als Herausgeber und Biograf Karl Valentins bekannt geworden. Er schrieb zahlreiche Romane, Erzählungen und Reiseberichte sowie HĂśrspiele, Rundfunkfeatures und Ăbersetzungen.