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Vorbei. Eine Geschichte aus Heidelberg

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„Ihre Stimme klang ihm ins Herz. Darin lebte ihm alles auf, was er in Heidelberg hatte erleben wollen und bisher nicht gekonnt hatte, weil er noch keinen Widerhall für die seltsame Mischung von Übermut und Wehmut, von Lächeln und Entsagen gefunden, mit dem man als gereister, im Ernst des Lebens erprobter Mann die Stätten einstiger, zwanzigjähriger Torheit und Tollheit wiedersieht." Viktor von Brunold kehrt zusammen mit seiner Frau Herta zu einem Korpsfest seiner Verbindung, der Curonen, in seine einstige Studienstadt Heidelberg zurück. Dort trifft er auf seinen ehemaligen Korpsbruder Leopold von Mähler, inzwischen Großindustrieller und skrupelloser Chemiefabrikant in Berlin, der mit seiner jungen Gattin Barbara angereist ist. In jener eigenartigen Stimmung, in der Vergangenes wieder lebendig wird, aber genauso auch aufscheint, wie fremd und fern das Vergangene nun geworden ist und was sich inzwischen alles an gelebtem und ungelebtem Leben dazwischengeschoben hat, setzt die Begegnung mit der jungen, lebenslustigen Barbara, die die Welt noch immer mit jugendlichen Augen sieht, in Brunold einen Prozess in Gang, durch den ihm klar wird, wie verfehlt sein bisheriges Leben seit dem Studium in vielfacher Hinsicht war. Als er Barbara gesteht, seine Frau nie wirklich geliebt zu haben, reagiert sie ihrerseits mit einem Geständnis, das nun vieles in Bewegung bringt. ¬– Eine anrührende, emotional tiefschürfende Geschichte, die der im Grunde so behäbigen Alt-Heidelberg-Nostalgie einen ganz neuen, bittersüßen und sehr lebensechten Impuls verleiht.

Rudolph Heinrich Stratz (1864–1936) war ein deutscher Schriftsteller, der zahlreiche Theaterstücke, Erzählungen und vor allem Duzende Romane verfasst hat. Stratz verbrachte seine Kindheit und Jugend in Heidelberg, wo er auch das Gymnasium besuchte. An den Universitäten Leipzig, Berlin, Heidelberg und Göttingen studierte er Geschichte. 1883 trat er in das Militär ein und wurde Leutnant beim Leibgarde-Regiment in Darmstadt. 1886 quittierte er den Militärdienst, um sein Studium in Heidelberg abschließen zu können. Zwischendurch unternahm er größere Reisen, z. B. 1887 nach Äquatorialafrika. Mit dem 1888 und 1889 erschienenen zweibändigen Werk "Die Revolutionen der Jahre 1848 und 1849 in Europa" versuchte der Vierundzwanzigjährige erfolglos, ohne formales Studium und mündliches Examen zu promovieren. 1890 ließ er sich in Kleinmachnow bei Berlin nieder und begann, Schauspiele, Novellen und Romane zu schreiben. Von 1891 bis 1893 war er Theaterkritiker bei der "Neuen Preußischen Zeitung". Von 1890 bis 1900 verbrachte er wieder viel Zeit im Heidelberger Raum, vor allem im heutigen Stadtteil Ziegelhausen. Ab 1904 übersiedelte er auf sein Gut Lambelhof in Bernau am Chiemsee, wo er bis zu seinem Tod lebte. 1906 heiratete er die promovierte Historikerin Annie Mittelstaedt. Während des Ersten Weltkrieges war er Mitarbeiter im Kriegspresseamt der Obersten Heeresleitung. Bereits 1891 hatte er sich mit dem Theaterstück "Der Blaue Brief" als Schriftsteller durchgesetzt. Doch vor allem mit seinen zahlreichen Romanen und Novellen hatte Stratz großen Erfolg: Die Auflagenzahl von "Friede auf Erden" lag 1921 bei 230 000, die von "Lieb Vaterland" bei 362 000. Ebenso der 1913 erschienene Spionageroman "Seine englische Frau" und viele weitere Werke waren sehr erfolgreich. 1917 schrieb er unter Verwendung seines 1910 erschienenen zweibändigen Werkes "Die Faust des Riesen" die Vorlage für den zweiteiligen gleichnamigen Film von Rudolf Biebrach. Friedrich Wilhelm Murnau drehte 1921 nach Stratz‘ gleichnamigem mystischen Kriminalroman den Spielfilm "Schloß Vogelöd". Den 1928 als "Paradies im Schnee" erschienenen Roman schrieb Stratz 1922 nach Aufforderung von Ernst Lubitsch und Paul Davidson als Vorlage für den 1923 unter der Regie von Georg Jacoby realisierten gleichnamigen Film. 1925 und 1926 erschienen seine Lebenserinnerungen in zwei Bänden. Zwischenzeitlich weitgehend in Vergessenheit geraten, wird das Werk von Rudolph Stratz nun wiederentdeckt.