Vygotskijs kulturhistorische Psychologie hat wichtige Anstöße für viele Bereiche der Humanwissenschaften geliefert, so auch für die Didaktik. Dieses Buch vermittelt einen Überblick über deren Aufgreifen in der europäischen und lateinamerikanischen Diskussion. Ausführlich vorgestellt werden Konzeptionen aus Dänemark und Finnland (Seth Chaiklin, Mariane Hedegaard, Yrjö Engeström), die zum Teil auch die US-amerikanische Diskussion beeinflussen. Die Weiterentwicklung von Davydovs Ansatz durch Joachim Lompscher wird ausführlich rekonstruiert. Eine Weiterentwicklung kulturhistorischer Didaktik im Bereich Integration/Inklusion wird am Beispiel einer Integrationsklasse der Sekundarstufe I in Bremen berichtet (W. Jantzen). Und aus Lateinamerika wird das Projekt der handelnden Bürgerin in São Paulo dargestellt, das unter der Leitung von Fernanda Liberali Schulprojekte in den Favelas auf dem Hintergrund kulturhistorischer Theorie ebenso wie der Pädagogik Paulo Freires entwickelt. Und schließlich werden erste Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zu Problemen der schulischen Bildung indigener Völker in Brasilien dargestellt (W. Jantzen).
In systematischer Hinsicht führt dieser Band zur Begegnung der kulturhistorischen Theorie mit Paulo Freires Pädagogik der Unterdrückten, angereichert durch theoretische und praxisbezogene Überlegungen aus Westeuropa.
Diese bisher einzigartige Konstellation verspricht wichtige Anregungen für die didaktische Diskussion allgemein und insbesondere für eine Didaktik ohne jegliche Ausgrenzung