Aldo Burmester hatte nie viel von frühen Morgenstunden gehalten. Sie waren ihm stets zu grau, zu leise, zu ehrlich. Der Tag hatte noch nicht genug Lärm gemacht, um die Schatten der Nacht zu vertreiben, und die Stadt lag wie ein schlafender Riese da, der sich nur widerwillig regte. Trotzdem war es genau diese Zeit, in der er am liebsten durch Wilhelmsburg schlenderte, wenn die Elbe noch wie Blei unter dem Dunst lag und die Hafenkräne ihre Silhouetten wie mahnende Finger in den Himmel reckten.
Sein Büro lag im dritten Stock eines Altbaus in der Veringstraße, mit Blick auf den Kanal und die rostigen Überreste eines alten Werftkrans. Die Fenster waren alt, das Glas wellig, und wenn der Wind vom Wasser heraufzog, klapperten die Rahmen wie Gebisse alter Männer. Aldo mochte das. Es erinnerte ihn daran, dass nichts ewig hielt, schon gar nicht in Hamburg.