Hermann Hesse (1877–1962) und Stefan Zweig (1881–1942) sind zwei der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der klassischen Moderne. Die Verbindung zwischen ihnen basierte auf gegenseitiger Wertschätzung sowohl auf persönlicher als auch auf künstlerisch-literarischer Ebene. Ihre kosmopolitische Sensibilität führte dazu, dass beide sich mit anderen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen auseinandersetzten und schon während des Ersten Weltkriegs Partei für den Pazifismus ergriffen. Ihr konsequentes Eintreten für Humanismus, Toleranz und Respekt führte im Nationalsozialismus dazu, dass Zweigs Bücher öffentlich verbrannt und Hesses Werke nicht mehr gedruckt wurden. Die beiden Schriftsteller korrespondierten über 35 Jahre miteinander. Es kam mehrmals zu persönlichen Begegnungen, das letzte Mal 1937 bei Hesse in Montagnola im Tessin.
Der vorliegende Band enthält die Vorträge des XVIII. Internationalen Hermann Hesse-Kolloquiums, welches die Gemeinde Collina d’Oro (Schweiz) im Mai 2022 als Mitglied der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Fondazione Hermann Hesse Montagnola und dem Stefan Zweig-Zentrum Salzburg organisiert hat. Die Beiträge beleuchten Zweigs und Hesses Freundschaft, ihre pazifistische Haltung, ihre Suche nach einer geistigen Identität sowie ihre ungleichen Wege ins Altern. Außerdem wird über das Motiv der Schule und den Begriff der Gerechtigkeit in ihren Werken reflektiert. Weitere Beiträge setzen sich mit den Italienerfahrungen beider Schriftsteller und ihrem Verhältnis zur Schweiz beziehungsweise zum Tessin auseinander.