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Goldener Sonntag

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Weil er sich weigert, dem zukĂŒnftigen Schwiegersohn des Innensenators eine glĂ€nzende Beurteilung zu schreiben, verliert Kriminalkommissar Paul Fennek seinen Job bei der Berliner Kripo.

Kurze Zeit nach seiner Entlassung rauben bewaffnete Gangster die Tageseinnahmen eines Kaufhauses und töten einen Mann. Die Ermittlungen der ehemaligen Kollegen Paul Fenneks ziehen sich ĂŒber Monate hin, kommen aber nicht von der Stelle. Auch ein RĂ€uber verliert sein Leben, offenbar von seinesgleichen ermordet.

Fennek, der immer noch ĂŒber gute Verbindungen zur Unterwelt verfĂŒgt, wird aus dem vorzeitigen Ruhestand zurĂŒckgeholt. Er soll die Ermittlungen ĂŒbernehmen.

LESEPROBE:

Unter Anleitung von Mister Brown hat Eddy Finger eine Liste gefĂŒhrt und zusammengerechnet. Die Summe steht fest: zwei Millionen fĂŒnfhundertfĂŒnfundsechzigtausend Deutsche Mark.

In HemdsĂ€rmeln sitzen die MĂ€nner um den Tisch und starren schweigend auf das Geld. Niemand von ihnen hat je zuvor eine so ungeheure Summe auf einem Haufen gesehen. Was sie gehofft hatten, was sie sich in ihren WachtrĂ€umen ausgemalt und doch nicht geglaubt hatten, es ist eingetreten. Sie haben es geschafft. Sie sind reich. Sie können sich jeden Wunsch erfĂŒllen. All dieses Geld, ausgebreitet auf dem Tisch, direkt vor ihrer Nase, gehört ihnen.

Sie brauchen Zeit, um sich an diesen wunderbaren Gedanken zu gewöhnen. Sie rauchen hastig, sie trinken in gierigen ZĂŒgen. Sie wĂŒrden sich jetzt hemmungslos besaufen, doch Mister Brown hat in kluger Voraussicht dafĂŒr gesorgt, dass sich kein Tropfen Alkohol in der Wohnung befindet.

Brown sitzt nicht mit am Tisch. Im Hintergrund, die HĂ€nde in den Taschen, lehnt er an einem Wandschrank und beobachtet seine MĂ€nner. Er kennt ihre GefĂŒhle, er weiß genau, was in ihnen vorgeht. Was er selbst denkt, ist ihm nicht anzusehen. Mit unbewegtem Gesicht steht er da, die Augen hinter der dunklen Brille verborgen, zeigt weder Erregung noch Triumph, nicht einmal Anzeichen von Freude.

Nachdem er einige Zeit reglos gewartet hat, geht er ins Nebenzimmer und kehrt mit zwei stabilen Lederkoffern zurĂŒck.

„So, meine Herren, nun wollen wir auch noch den Rest der Arbeit erledigen. Mister Finger und Herr Zwiesel packen das Geld in die Koffer. Herr Werlowiak und ich fangen inzwischen an aufzurĂ€umen. Die WeihnachtsmannkostĂŒme, das Werkzeug und alles, was wir sonst benutzt haben und was nicht zur Wohnung gehört, kommt in die LeinensĂ€cke. Auch die Kippen und die leeren Flaschen. Dann wird das Geschirr gespĂŒlt.