Es war ein grauer Morgen in Hamburg, einer von den Tagen, die man gerne überspringen würde, wenn man könnte. Die dichte Wolkendecke hing so tief über der Stadt, dass man das Gefühl hatte, sie könnte jeden Moment die Elbe fluten lassen. Regen klopfte monoton gegen das Bürofenster des Kriminalkommissariats im Polizeihauptpräsidium, als das Telefon auf meinem Schreibtisch schrillte.
"Jörgensen", meldete ich mich.
"Uwe, hier Roy. Ein Toter in einem Altbau in Ottensen. Die Kollegen vor Ort sagen, es sieht gar nicht gut aus. Wir sollen uns das ansehen."
Ich schnappte mir meinen Mantel und traf Roy Müller, meinen Partner, am Eingang des Präsidiums. Roy war in Gedanken versunken und würdigte mich kaum eines Blickes, als wir aufs regennasse Kopfsteinpflaster der Hansestadt hinaustraten.
"Was haben wir?", fragte ich, während wir uns den Weg zu unserem Wagen bahnten.
"Ein Mann, Mitte vierzig, tot in seiner Wohnung gefunden. Nachbarn haben die Polizei gerufen, weil sie einen verdächtigen Geruch wahrgenommen haben. Die Wohnungstür war verschlossen – keine Einbruchsspuren."