Kaiser Justinian und das Erbe des Konzils von Chalkedon

In Chalkedon am Bosporos trat im Jahre 451 das 4. Ökumenische Konzil zusammen. Ein zentraler Lehrsatz des Konzils, dass in der Person Christi die göttliche und die menschliche Natur 'unvermischt' und 'unzertrennlich' vereinigt seien, bedeutete die endgültige Verurteilung der monophysitischen Lehre. Seitdem war die Bevölkerung des Imperium Romanum in Anhänger und in Gegner des Konzils von Chalkedon gespalten — die sogenannten Antichalkedonier, welche die größte religiöse Gruppierung im oströmischen Reich des 5.–6. Jahrhunderts ausmachten. Für Kaiser Justinian, wie für manchen seiner Vorgänger auf dem Kaiserthron von Konstantinopel, war daher ein wichtiges Anliegen seiner Kirchenpolitik, die religiöse Spaltung des Reiches durch theologische Vermittlung zu überwinden. Michail Grazianskij analysiert die Kirchenpolitik Ostroms zwischen den Jahren 451 und 571 mit Schwerpunkt auf der Regierungszeit Justinians (527–565). Dabei untersucht er die Maßnahmen des Kaisers auf Grundlage aller relevanten Quellen und bewertet sie auf ihre Ziele hin. Die Rolle des Kaisers, die Grundlagen und Eigenart seiner Politik und ihr Einfluss auf die spätere Entwicklung im Imperium Romanum werden von Grazianskij genau beschrieben und unter kritischer Aufnahme der vorgängigen Forschung gedeutet.

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