Das Wort Kitsch macht Karriere im 19. Jahrhundert, mitten in München. In den Kunsthandlungen der Stadt taucht es unverhofft auf als abfälliger Begriff für Bilder, die zu gefällig, zu sentimental und vor allem zu billig wirken. Händler rümpfen die Nase, wenn sie solche Werke sehen, die nur für den schnellen Verkauf produziert werden. Nicht ausgeschlossen, dass der Ausdruck aus dem Bayerischen stammt. Das Verb kitschen bedeutet wie zusammenkehren oder zusammenraffen. Kitsch wirkt oft wie hastig zusammengeschusterte Kunst, ohne Tiefe, aber mit Gefühl. Oder kommt das Wort aus dem Englischen, von sketch einer flüchtigen Skizze? Was immer der Ursprung ist: Der Begriff bleibt. Und mit der Zeit verändert sich sein Ruf. Anfangs ein Spottwort für billige Kunst, wird Kitsch später zum eigenen Stil mal verpönt, mal gefeiert. Kitsch ist überall. In Souvenirshops stapeln sich goldglänzende Eiffeltürme und glitzernde Schneekugeln. In Wohnzimmern hängen übergroße Leinwanddrucke von Sonnenuntergängen. In Filmen rollen dicke Tränen über perfekt geschminkte Wangen, gleichwohl dramatische Geigenklänge einsetzen. Warum wirkt das auf manche so reizvoll, auf andere unerträglich? Kitsch lebt von großen Gefühlen, Sentimentalität, Romantik, Pathos. Er setzt auf bekannte Bilder und Klischees, leicht verständlich und ohne doppelte Böden. Er fordert nicht heraus, sondern wünscht, nur zu gefallen. Und das funktioniert: Kitsch verkauft sich, weil er für viele schön ist. Doch nicht jeder lehnt ihn ab. Manche lieben genau diese übertriebene Ästhetik aus Nostalgie, aus Ironie oder simpel, weil sie Freude daran haben. In der Kunst und im Design wird Kitsch längst bewusst eingesetzt. Mal als Provokation, mal als Hommage an den Geschmack der Massen. Und so bleibt er geliebt, gehasst und immer wieder neu interpretiert.
Kitsch : die Geburt der Archetypen
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