17.30 Uhr. Die Sonne hing wie ein blutroter Ball über den Dächern von Manhattan, als ich mit Milo Tucker durch die verstopften Straßen der Lower East Side fuhr. Der Verkehr war wie immer ein Alptraum, aber das war nicht der Grund, warum ich die Zähne zusammenbiss und die Hände fest um das Lenkrad des unauffälligen Ford Crown Victoria krallte. Es war der Anruf, der uns vor zehn Minuten erreicht hatte. Ein Toter in Chinatown, mitten am helllichten Tag – und alles deutete darauf hin, dass es kein gewöhnlicher Mord war.
Milo saß neben mir, die Sonnenbrille ins Haar geschoben, und kaute auf einem Kaugummi herum, während er auf seinem Smartphone herumtippte. „Die Kollegen von der City Police sind schon vor Ort“, murmelte er. „Aber Mister McKee will, dass wir uns das persönlich ansehen. Angeblich ist der Tote ein gewisser Lin Wu. Sagt dir der Name was, Jesse?“
Ich schüttelte den Kopf. „Lin Wu? Klingt nach Triadenmilieu. Aber ich hab den Namen noch nie in einem unserer Dossiers gelesen.“
Milo grinste. „Vielleicht war er einfach zu unauffällig für unsere Datenbanken. Oder jemand wollte, dass er unauffällig bleibt.“
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Milo hatte ein Talent dafür, die Dinge auf den Punkt zu bringen. „Oder jemand hat ihn auffällig gemacht, indem er ihn mitten in Chinatown abknallt.“