Paris, 7:30 Uhr. Der Morgennebel lag wie ein graues Tuch über der Stadt, verschluckte die Konturen der Boulevards und ließ die Spitzen des Eiffelturms in geisterhafter Unschärfe verschwimmen. Alain Boulanger stand am Fenster seines Büros im siebten Stock der Rue Saint-Dominique, eine Tasse starken schwarzen Kaffees in der Hand, und blickte hinaus auf das erwachende Paris. Die Straße unter ihm war schon jetzt ein Gewirr aus hupenden Autos, eiligen Fußgängern und den ersten Lieferwagen, die sich durch die engen Gassen zwängten.
Das Büro war klein, aber gemütlich. Ein massiver Schreibtisch aus dunklem Holz dominierte den Raum, darauf stapelten sich Akten, Notizbücher und ein alter, silberner Aschenbecher, in dem noch die Reste einer Gauloises vom Vorabend glimmten. An der Wand hingen Schwarz-Weiß-Fotografien von Paris – die Seine bei Nacht, das Quartier Latin im Regen, der Place des Vosges im Herbstlicht. Die Stadt war für Alain nicht nur Kulisse, sondern eine alte Freundin, manchmal launisch, oft geheimnisvoll, immer voller Geschichten.
Alain Boulanger, Privatdetektiv, Mitte vierzig, trug ein graues Jackett, das schon bessere Tage gesehen hatte, und darunter ein weißes Hemd, dessen oberster Knopf stets offen stand. Seine dunklen Haare waren leicht zerzaust, die Bartstoppeln am Kinn verrieten eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber modischen Konventionen. Er war kein Mann, der viel Wert auf Äußerlichkeiten legte – wichtiger war ihm, dass seine Automatik, eine SIG Sauer P226, stets griffbereit in der Schublade lag.