Stets hat Peter Handke sein Schreiben auch als archäologische Auseinandersetzung mit einer ästhetischen Tradition begriffen, zu der neben Goethe und Stifter die moderne Landschaftsmalerei und das Kino John Fords gehören. Einen für Handke und die Narratologie gleichermaßen bedeutenden Aspekt hat die Forschung bislang nicht beachtet: die romanische Architektur des Mittelalters als Vorbild für eine neue epische Erzählweise. Thorsten Carstensen zeigt, wie Handke in den großen Reiseerzählungen seines Spätwerks ("Die Wiederholung", "Mein Jahr in der Niemandsbucht", "In einer dunklen Nacht", "Der Bildverlust", "Don Juan") mythische Urbilder des Daseins variiert, die er in den Skulpturen der Romanik aufbewahrt sieht. Anmut und Hingabe, Gelassenheit und Enthusiasmus - Gesten und Mimik romanischer Skulpturen verweisen für Handke auf ein ungebrochenes Verhältnis zur Welt, die er in seinen Texten beharrlich zu rekonstruieren versucht. Zugleich begegnet seine romanische Epik der exzessiven Beschleunigung des Lebens in der Spätmoderne mit Phantasien der longue durée, in der Gegenwart und Erinnerung zu einer heilsamen Zeiterfahrung zusammenfließen.
Romanisches Erzählen : Peter Handke und die epische Tradition
Romanisches Erzählen : Peter Handke und die epische Tradition
Thorsten Carstensen
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