Die weiße Gasse : Kriminalroman

"Die weiße Gasse" von Carolyn Wells ist ein klassischer Detektivroman, der eine rätselhafte Mischung aus psychologischem Spannungsspiel und präziser Kriminalanalyse bietet.

Im Mittelpunkt steht der junge Millionär Justin Arnold, der seine Freunde und Bekannten zu einem Wochenende in sein abgelegenes Anwesen White Birches einlädt – ein prachtvolles Haus, umgeben von hohen Mauern und stillen Wäldern. Was als gesellige Zusammenkunft in gehobener Atmosphäre beginnt, verwandelt sich rasch in ein undurchsichtiges Rätsel: Der Gastgeber verschwindet plötzlich und ohne jede Spur.

Zunächst glaubt man, Justin habe sich zurückgezogen – vielleicht aus Überforderung oder wegen einer geheimen Sorge. Doch je mehr Zeit vergeht, desto unheimlicher wird die Stille im Haus. Das Anwesen ist gut bewacht, die Türen verschlossen, und niemand scheint das Gelände verlassen zu haben. Zwischen den Gästen breitet sich Misstrauen aus; kleine Spannungen wachsen, alte Konflikte treten zutage, und das Bild der kultivierten Gesellschaft beginnt zu bröckeln.

Als die Polizei mit ihren Nachforschungen scheitert, wird Detektiv Fleming Stone hinzugezogen. Mit ruhiger Beobachtungsgabe und scharfem Verstand beginnt er, die feinen Widersprüche in den Aussagen der Anwesenden zu erkennen. Jedes Detail, jedes unbedachte Wort könnte die Wahrheit enthüllen.

Wells entfaltet die Handlung mit einer klaren, disziplinierten Sprache, in der sich psychologische Tiefe und klassische Rätselkunst verbinden. Aus einem simplen Vermisstenfall entwickelt sich ein komplexes Kriminaldrama, das die dunklen Seiten menschlicher Motive offenlegt. "Die weiße Gasse" ist ein spannungsvoll komponierter "Locked-Room"-Krimi oder verschlossener-Raum-Mystery, elegant, analytisch und beklemmend zugleich, ein Werk, das bis zum Ende fesselt, ohne seine Geheimnisse zu früh preiszugeben.