Die Fornheim Klinik lag in den ersten Strahlen des Morgens wie ein schlafendes Schiff im Nebel. Nur die Lichter der Notaufnahme durchbrachen die Dämmerung, warfen lange Schatten auf den Asphalt, auf dem sich schon die ersten Schritte der Frühschicht abzeichneten. Dr. Sven Bornkamp, der Chefarzt der Inneren Medizin, war wie immer der Erste, der das Haus betrat. Sein Gang war ruhig, bestimmt, und sein Blick verriet die Erfahrung von Jahrzehnten – und die Last, die auf seinen Schultern lag. Doch heute sollte ein Tag werden, der alles verändern würde.
Für Dr. Helena Wiesner war es der zweite Monat an der Fornheim Klinik – und der erste Tag, an dem sie sich nicht mehr wie eine Fremde fühlte. Sie war jung, Anfang dreißig, mit klaren, graugrünen Augen und einem Lächeln, das selbst den müdesten Patienten Hoffnung gab. Ihre langen, dunklen Haare trug sie streng nach hinten gebunden, doch immer wieder lösten sich feine Strähnen, als wollten sie sich dem Regiment der Klinik entziehen.
Helena war Assistenzärztin in der Kardiologie, voller Leidenschaft und Ehrgeiz, aber auch voller Unsicherheit, ob sie dem Druck gewachsen war. Die Fornheim Klinik war berühmt für ihre hochkarätigen Mediziner – und berüchtigt für ihre gnadenlose Arbeitsbelastung. Doch Helena hatte einen Traum: Sie wollte nicht nur Leben retten, sondern auch berühren. Sie wollte, dass ihre Patienten sich gesehen fühlten, als Menschen, nicht nur als Fälle.