Wenn man jahrelang im Herzen des südamerikanischen Dschungels lebt und arbeitet, stumpfen die Sinne nicht ab—sie schärfen sich. Die Wildnis wird zu einem vertrauten Freund und gleichzeitig zu einem launischen Feind. Ich habe mich an ihre Eigenarten gewöhnt, an die Geräusche der Vögel, das Raunen der Blätter im Wind und das permanente Zirpen der Insekten. Doch an diesem Tag war etwas anders. Etwas, das ich nicht sofort benennen konnte, zog mich tiefer in das grüne Meer aus Unbekanntem.
Die Sonne stand bereits im Zenit, als ich von meinem morgendlichen Pfad abwich, angelockt von einem unbestimmten Drang. Es war kein Geräusch oder Geruch, das mich führte, sondern eine Art Instinkt, eine leise Stimme tief in meinem Inneren. Ich drang durch einen dichten Vorhang aus Lianen und Gestrüpp, kletterte über umgestürzte Baumstämme und watete durch flache Bäche. Die Luft war schwer, erfüllt vom Duft nach Erde und dem süßlichen Geruch blühender Pflanzen. Doch der vage Sog nach vorne ließ mich kaum innehalten.