Der Scheich

Das Dasein arabischer Scheichs ist für westliche Betrachter schwer zu

verstehen. Unermesslicher Reichtum paart sich mit skurrilen Lebensgewohnheiten,

Archaisches und Modernes bilden ein so eigentümliches

Amalgam, dass heute Tausendundeine Nacht in gläsernen Wolkenkratzern

beheimatet scheint.

Ursprünglich bezeichnete der Titel »Scheich« das Oberhaupt eines Stammes

oder einen geistlichen Führer. Seit der Umwandlung der Territorien am

Golf in autoritär regierte Nationalstaaten jedoch nahmen den Titel

sämtliche Mitglieder einer herrschenden Familie an. Die so entstandenen

Clans behandeln die (noch) sprudelnden Einnahmen aus Öl und Gas –

wie die Oligarchen – als ihre Privatschatulle. Doch können ständig sich

vermehrende Clans weiterhin aus der Palastkasse ausgehalten werden?

Gern mietet man für private Zwecke ganze Luxushotels in westlichen

Metropolen an, und natürlich sollte auch ein Jagdfalke seinen Besitzer

standesgemäß auf Reisen begleiten dürfen. Darüber hinaus werden

auch spektakuläre nationale Großprojekte in Angriff genommen, Ableger

westlicher Museen wie Ufos in den Wüstensand gesetzt.

Wolfgang Kemp öffnet uns mit seinem ebenso kenntnisreichen wie

unterhaltsamen Essay den Blick in eine Welt, die – wie einst das Serail –

für Fremde sonst verschlossen bleibt.

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