Als der alte Fahrenbach, der eine zunächst kleine Firma im Weinanbau und -vertrieb errichtet und im Laufe der Jahre zu einem bedeutenden Familienunternehmen erweitert hat, das Zeitliche segnet, hinterlässt er ein ziemlich seltsames Testament. Drei seiner Kinder scheinen Grund zur Freude zu haben, Frieder als neuer Firmenchef, Jörg als Schlossherr und Grit als Villenbesitzerin.
Bettina lief mit so viel Schwung aus ihrer Haustür, dass sie beinahe ihren Feriengast umgerannt hätte. »Oh, hallo, Frau Fahrenbach. Erstaunlich, wie viel Elan Sie bereits am frühen Morgen haben.« Bettina lachte. »Das ist normalerweise nicht der Fall … entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie fast zu Boden gerissen hätte …, und überhaupt, zuerst einmal guten Morgen, Frau Dr. von Orthen.« Sie sah, dass ihr Feriengast sich nicht nur mit einer Umhängetasche, sondern zwei großen Gepäckstücken abmühte. »Darf ich Ihnen helfen?«, erkundigte Bettina sich und nahm ihr, ohne eine Antwort abzuwarten, schon eine schwere Reisetasche ab. Christina von Orthen atmete erleichtert auf. »Danke für Ihre Hilfe. Ich habe mich wohl ein wenig überschätzt. Aber das kommt davon, wenn man faul ist und sich einen Weg ersparen möchte. Ich bin schließlich nicht auf der Flucht und hätte ohne Weiteres zweimal gehen können.« Christina von Orthen trug eine schmale Jeans und ein T-Shirt, über das sie eine lockere, weit geschnittene Weste gezogen hatte. Ihre Füße steckten in bequemen Ballerinas. Sie sah sehr gut aus und wirkte auf Bettina auf jeden Fall sehr viel entspannter als während der Zeit ihres Hierseins. »Es ist schade, dass Sie abreisen, Frau von Orthen. Sie sind ein sehr netter Feriengast …«, Bettina zögerte kurz, um schließlich fortzufahren: »Ehrlich gestanden sind Sie überhaupt mein erster Gast.


















