Der Psalmenkommentar Phillip Melanchthons wurde anhand seiner Psalmenvorlesungen zusammengestellt, die er an der Wittenberger Universität 1548–1553 gehalten hat. In seinem Kommentar findet die humanistische Methode für die Exegese Anwendung. Bei der Exegese spielt die theologische Grundlage eine wichtige Rolle, nämlich die Einheit von Altem und Neuem Testament, die Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium, der Zusammenhang von Christus und der Kirche und der Zusammenhang von David und der Kirche. Als wichtige Charakteristika des Psalmenkommentars Melanchthons sind die Klarheit, die Pädagogik und die Anwendung an die Kirche zu bezeichnen. Die Theologie seines Psalmenkommentars betrachtet Seongmin Ryu unter sechs Themen: erstens, die Offenbarung Gottes für die Kirche. Zweitens, das Gesetz, das den Inhalt der Offenbarung als das die Welt regierende Prinzip Gottes ausgibt. Durch das Gesetz wird das Urteil Gottes gegenüber dem Menschen bestimmt. Drittens, Gott gibt der Kirche das andere Prinzip für die Erlösung, nämlich das Evangelium. Viertens, das Objekt des Evangeliums ist die Kirche. Fünftens, die das Evangelium annehmende Kirche leidet aber in diesem Leben und ruft Gott an. Sechstens, Gott erhört die ihn anrufende Kirche. Durch diese Betrachtungen zeigt sich, dass im Zentrum des Psalmenkommentars der Zusammenhang von Gott und der Kirche steht, konkret der Trost und die Verheißung Gottes für die Bewahrung der Kirche.
Unter den Psalmenauslegern im 16. Jh. sind Luther, Bugenhaben, Bucer, Calvin und Cajetan zu benennen. Durch den Vergleich mit ihren Auslegungen arbeitet Seongmin Ryu die Einheit der reformatorischen Theologie und den Unterschied zwischen der reformatorischen Theologie und der katholischen vor allem bei der Autoritätsfrage heraus.