Volker Then behandelt ein für die Geschichte des 19. Jahrhunderts wichtiges Thema. Im Prozess der Industrialisierung war das neue Transportsystem Eisenbahn ja von größter Bedeutung. Die Untersuchung ist wirtschafts- und sozialgeschichtlich orientiert, verknüpft auch Unternehmergeschichte mit der Geschichte des Bürgertums. Es geht ebenso um die Entwicklung von Aktiengesellschaften wie um unternehmerisches Handeln. Wer engagierte sich in der Leitung von Eisenbahngesellschaften? Wie fällten Unternehmer die für Aufbau und Weiterentwicklung von Eisenbahnen maßgebenden Entscheidungen? Was waren dabei die Probleme? Beantwortet werden die zentralen Fragen im Vergleich. Verglichen werden das Pionierland England und das seinen Rückstand relativ schnell aufholende Deutschland, hauptsächlich Preußen, konkret: drei englische und acht deutsche bzw. preußische Eisenbahngesellschaften von ihrer Gründung bis etwa 1880. Die Ergebnisse des internationalen Vergleichs werden im regionalen Vergleich innerhalb des jeweiligen Landes überprüft.Wirtschaftsgeschichtlich sind u.a. Probleme des Kapitalmarkts und der Eisenbahnfinanzierung von besonderem Interesse, die Beschaffung des benötigten Kapitals und die Gründung von Aktiengesellschaften, in England schon erprobt, in Deutschland eine neues Finanzierungsinstrument. Sozialgeschichtliches Kernstück ist die Auswertung kollektivbiographischer Daten von 645 deutschen und 218 englischen Eisenbahnunternehmern. Analysiert werden das Sozialprofil und die Zusammensetzung der Unternehmerschaft im Wandel der Zeit, das Netz sozialer und wirtschaftlicher Verflechtungen der Eisenbahnunternehmer, schließlich deren politisches Engagement, jeweils in England und Deutschland. Im Ländervergleich erweist sich die Verschiedenheit von Verfassungsordnung, Rechtssystem und der politischen Verhältnisse als entscheidender Unterschied, der sich auf die Aktivitäten der Unternehmen und der Unternehmer vielfältig auswirkt. Und es ist charakteristisch, dass Festlichkeiten bei der Freigabe von Strecken und ähnlichen Anlässen in Deutschland etwas von einem Staatsakt hatten, während sie in England eher Feste der bürgerlichen Gesellschaft waren.
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