Wie die Kämpfe der indigenen und afroamerikanischen Völker um die Anerkennung ihrer Kulturen exemplarisch zeigen, gehört die Forderung nach Interkulturalität von Anfang an zur Sozial- und Kulturgeschichte Lateinamerikas. Trotzdem hat die lateinamerikanische Philosophie bis heute kaum auf diese Forderung reagiert. In selbstkritischer Absicht will deshalb der vorliegende Band die interkulturelle Herausforderung thematisieren, mit der die lateinamerikanische Philosophie der Gegenwart konfrontiert wird und zwar vor allem nach der Verschärfung dieser Frage im Kontext der Debatte um die Bedeutung des Gedenkjahres ›1992‹ als 500. Jahrestag der sogenannten Entdeckung Lateinamerikas.
Vor dem Hintergrund der in dieser Debatte neu aufgeworfenen Frage der Interkulturalität werden im ersten Teil des Buches die Werke bekannter lateinamerikanischer Philosophen auf die Schwierigkeiten hin untersucht, die diese mit einer kohärenten Antwort auf die Anliegen der Interkulturalität haben. Darüber hinaus wird die Wende hin zur interkulturellen Philosophie bei Autorinnen und Autoren der neuen Generation analysiert.
Der zweite Teil dokumentiert den Anfang der expliziten Debatte über die ›interkulturelle Frage‹ in der lateinamerikanischen Philosophie und enthält die Antworten von Enrique Dussel, Arturo A. Roig, Juan Carlos Scannone und Luis Villoro auf die kritischen Bemerkungen über ihre Positionen im ersten Teil.